Wozu gibt es Katholiken für Israel?
Wozu ist das Apostolat Katholiken für Israel notwendig?
Welche gegenwärtigen Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Kirche von Heute und in der Welt hofft Katholiken für Israel zu behandeln?
Geschichtlicher Hintergrund: Israel und der Messias
Die Geschichte der Bibel ist vor allem die Geschichte eines Volkes: dem Volk Israel. Es ist wirklich beachtlich, daß dieses Volk, heute besser bekannt als das Jüdische Volk, bis zu dem heutigen Tag überlebt hat, obwohl es die meiste Zeit seiner viertausendjährigen Reise durch die Geschichte unter Fremdherrschaft oder im Exil außerhalb der Grenzen seines Heimatlandes existierte.
Im Buch Genesis lesen wir die Geschichten über Israels Gründerväter im Land Kanaan und wie Gott ihnen und ihren Nachkommen dieses Land als immerwährenden Besitz gegeben hat. (Gen 13,14-17, 17,7-8; 26,3; 35,12). In den Anfangskapiteln des Buches Exodus sehen wir, wie sie zu einer großen Nation heranwachsen, während der ägyptischen Sklaverei arbeiten, gefolgt von ihrer wunderbaren Befreiung durch Gottes Hand. Gott nahm sich ihrer an und stellte sie für sich beiseite durch einen Bund und die Gabe der Torah. Vierzig Jahre später sehen wir, wie Gott sein Volk zurück in das Land Kanaan führt und die Versprechen an die Patriarchen hält. Dort wird aus diesen unorganisierten Stammesgruppierungen nach dem Verlauf einiger Jahrhunderte ein mächtiges, aber kurzlebiges Königreich unter David und Salomo. Danach erleiden sie Aufsplitterungen, Niedergang, Zerstörung und Vertreibung nach Babylon. Die Rückkehr nach Zion nach siebzig Jahren und die Wiedererrichtung jüdischen religiösen Lebens in der Heimat wird in der Bibel als ein Zeugnis der göttlichen Treue dargestellt, während die Szene zur gleichen Zeit für Israels letztgültigen Existenzgrund vorbereitet wird: Das Kommen des Messias, der Gottes Licht und Erlösung in alle Enden der Erde bringen würde und durch welchen alle Nationen den Gott Israels kennenlernen würden.
Das ewige Wort und der Sohn Gottes ist Fleisch geworden - und er war ein Jude: Ein Sohn Abrahams, ein Sohn Israels und ein Sohn Davids. Anfangs war Jesu Wirken fast ausschließlich an sein Volk gerichtet, "die verloren Schafe aus dem Hause Israels." In großer Achtung und mit voller Übereinstimmung mit dem Judaismus seiner Zeit kam er mit der klaren Erklärung, daß er nicht gekommen sei um das Gesetz abzuschaffen, sondern um es zu erfüllen (Mt 5,17). Erst nach Jesu Opfertod, Auferstehung und Himmelfahrt wurde es seinen Nachfolgern klar, daß er nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heiden gekommen war (Apg 10). Diese waren nun durch den Messias eingeladen worden, sich in den Ölbaum Israels "einpfropfen" zu lassen (Röm 11,19-24) und teilzuhaben an dem allesumfassenden Heil, das Gott lange vorher durch die Propheten versprochen hatte.
Juden und Heiden in einer Kirche vereinigt?
Der Brief an die Epheser beschreibt als theologisches Schema, was der Messias zwischen Juden und Heiden vollbringen mußte: Während die Juden vorher aufgrund ihrer besonderen Heiligung für Gott vom Rest der Völker getrennt waren, war nun der Messias, unser "Friede", gekommen. "Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riß durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder,....um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet... Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zu dem Vater" (Eph 2,14-18). Die hier geschilderte Darstellung ist idyllisch: Jude und Heide sind endlich wieder miteinander versöhnt. Im Messias Israels vereint verehren sie Gott gemeinsam wobei jeder seine besondere Berufung beibehält, aber nicht mehr in Feindschaft mit dem anderen steht.
Wie sollte dieses brüderschaftliche Zusammenleben zwischen Juden und Heiden in der Kirche funktionieren? Die Urkirche war gänzlich jüdisch. Als die Heiden begannen in die Kirche zu strömen, fragten sich die Judenchristen folgendes: Sollten die Heiden beschnitten werden und müssen sie das Gesetz des Moses einhalten um gerettet zu werden (Apg 15,5)? Die Apostel und Vorsteher der Kirche in Jerusalem antworteten mit einem kategorischen Nein: Heiden, sowie Juden sind durch den Glauben an Christus und nicht durch die Einhaltung der Gesetze gerechtfertigt und gerettet (Apg 15,6-11, Gal 2,16,21). Deswegen waren sie unter keinerlei Verpflichtung, sich beschneiden zu lassen oder die Gesetze des Moses einzuhalten (Apg 15,18-21). Hiervon wurde ihnen stengstens abgeraten: Der Apostel Paulus tadelte die Heidenchristen in Galatien, die dazu geneigt waren, sich beschneiden zu lassen: "Wenn ihr euch beschneiden laßt, wird Christus euch nichts nützen" (Gal 5,2).
Andererseits hörten die Judenchristen nicht auf, Juden zu sein. Es wäre den Aposteln und den frühen Judenchristen niemals in den Sinn gekommen, daß sie durch den Glauben an den Messias ihr Judentum und ihr Befolgen der Thora verraten würden und sich einer neuen Religion angeschlossen hätten. Als Paulus durch Griechenland reiste, ließ er seinen Gehilfen Timotheus beschneiden, da er der Sohn einer jüdischen Mutter und eines griechischen Vaters war (Apg 16,3). Bei seiner Rückkehr nach Jerusalem wurde Paulus von Jakobus und den Ältesten begrüßt. Begeistert berichteten sie ihm, daß "viele Tausende unter den Juden gläubig geworden sind, und sie alle sind Eiferer für das Gesetz" (Apg 21,20). Jedoch verbreiteten sich Gerüchte, daß Paulus "alle unter den Heiden lebenden Juden lehrte, von Mose abzufallen, und sie auffordern würde ihre Kinder nicht zu beschneiden und sich nicht an die Bräuche zu halten" (21,21). Daraufhin war er bereit, ein Gelübde im Tempel auf sich zu nehmen um zu beweisen, daß diese Gerüchte nicht wahr waren und daß er immer noch in voller Übereinstimmung mit dem Gesetz leben würde (21,24).
So sehen wir im Neuen Testament wie die Einheit zwischen Juden und Heiden in der Kirche des Messias die besonderen Merkmale der beiden Gruppierungen nicht verwischt hat. Es ist wahr, "Es gibt weder Jude noch Griechen, weder Sklave noch Freien, weder Mann noch Frau, denn ihr seid alle eins in Christus Jesus." (Gal 3,28). Doch genauso wie die unterschiedliche Identität und Rolle von Mann und Frau durch die Ankunft Christi nicht abgeschafft worden sind, so wird auch die besondere Identität und Rolle von Juden und Heiden innerhalb der Kirche beibehalten.
Jüdisch-christliche Beziehungen
Es gibt nur ein Problem mit dieser idyllischen Darstellung von Juden und Christen, die in der Kirche versöhnt sind, doch ihre unterschiedlichen Berufungen beibehalten: Es hat sie nie gegeben - zumindest nicht in der Praxis. Obwohl die Versöhnung von Juden und Heiden theologisch in Christus erfüllt wurde und in kleinem Rahmen seit dem Beginn des Christentums bis zum heutigen Tag immer wieder vorzutreffen war, hat es eine Versöhnung von dem großen Ausmaß welches Paulus den Ephesern beschreibt noch nicht gegeben. Im Gegenteil, Judentum und Christentum sind sehr bald zu zwei verschiedenen Religionen herangewachsen, die voneinander getrennt und auch oft miteinander in Streit und Feindschaft verwickelt waren.
Wie war dies möglich? Das Problem begann, als die jüdischen Religionsoberhäupter und die Mehrzahl der Juden ihren eigenen Messias verwarfen und anfingen, die junge Kirche zu verfolgen. Hierdurch entstand ein Riß im Judentum selber, als nach dem zweiten Jahrhundert Juden, die Jesus angenommen hatten, aus den Synagogen ausgestoßen wurden und nicht mehr als Teil der jüdischen Bevölkerung angesehen wurden. Mit dem großen Zustrom von heidnischen Konvertiten in die Kirche schrumpfte die Zahl der Judenchristen bald zu einer Minderheit die im Laufe der Jahrhunderte fast unterging. Die von dem jüdischen Messias gegründete Kirche, die doch die Erfüllung der jüdischen Heilserwartungen sein sollte bestand nun hauptsächlich aus Heidenchristen, die nur wenig oder gar kein Verständnis für das Volk hatten, aus dem Christus hervorgekommen war.
Als die Kirchenväter, die fast alle einen nichtjüdischen, heidnischen Hintergrund hatten, die theologischen Grundlagen des christlichen Glaubens legten, wurden sie durch die jüdische Ablehnung von Jesus und die Verfolgung der frühen Kirche dazu angeregt, theologische und polemische Angriffe gegen das Judentum zu formulieren. Da die Mehrheit der Juden Jesus abgelehnt hatte, konnte man den jüdischen Glauben nicht länger als den Mutterglauben ansehen, sondern sah ihn als eine rivalisierende Religion. Eine zentrale Rolle in der Debatte für die Wahrheit des Christentums nahmen Argumente ein, welche dem nachchristlichen Judentum die Gültigkeit absprachen. Folgende Themen wurden dabei besonders betont:
- Die Juden haben ihren eigenen Messias, den Sohn Gottes abgelehnt. Sie sind "Christusmörder" und am Deocid schuldig - d.h. sie haben Gott umgebracht.
- Weil die Juden Christus abgelehnt haben, hat Gott die Auserwählung Israels wieder rückgängig gemacht und an Israels Stelle die Kirche dazu berufen, das "neue und wahre Israel" zu sein. Diese Idee wurde später als "Supersessionalismus" oder "Ersatztheologie" bekannt. Durch die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 nach Christus wurde sichtbar, daß Gott das jüdische Volk verworfen hatte. Indem die Juden Christus ablehnten, haben sie das ihnen von Gott gegebene Erbe ausgeschlagen und waren von dem Zeitpunkt an verdammt, als Zeichen ihres Unglaubens für immer durch die Welt zu wandern.
- Gesetz, Liturgie, Tradition und Schriftdeutung der Juden wurden alle durch das Christentum vervollkommnet und sind deswegen überflüssig geworden. Alles was den Juden heilig war, wie der Sabbat, die biblischen Feste und die Essensgebote wurden systematisch als leer, unnütz und überkommen abgelehnt.
Aufgrund dieser Theologie wurde die im Neuen Testament beschriebene Situation. wo Judenchristen nicht aufhören Juden zu sein, bald vergessen. Juden die zum Glauben an Christus kamen, wurden bald darauf gezwungen sich von ihrem jüdischen Erbe, ihren Bräuchen und Traditionen loszusagen. Diese Politik der Assimilation weckte die Vorstellung unter den Juden, daß die Annahme des Christentums nichts anderes sei, als ein völliger Verrat ihrer jüdischen Vergangenheit. Es ist klar, daß es daraufhin der Kirche nicht mehr gelang ihre Aufgabe zu erfüllen, Juden zu Christus zu führen.
Die anti-judaistische Theologie der Kirchenväter führte bald darauf zu anti-judaistischen Gesetzge-bungen und Diskriminierung gegenüber den Juden, welche später in einen bösartigen christlichen Antisemitismus entarteten. Dieser dauerte über den größen Teil der christlichen Geschichte und brachte unsagbares Leid über die Juden: Zwangstaufen, Gewalttaten und Verfolgung, Kreuzzüge, Blutschande, Inquisition, Vertreibungen, Ghettos, Pogrome und Todesurteile bestimmten noch bis vor kurzem immer wieder das Leben der Juden in christlichen Ländern.
Drei entscheidende Entwicklungen
Drei entscheidende Entwicklungen hatten im vergangenen Jahrhundert einen unumkehrbaren Einfluß auf die jüdisch-christlichen Beziehungen. Die erste Entwicklung begann ziemlich unscheinbar am Ende des 19. Jahrhundert und wurde langsam zu einer der erstaunlichsten Bewegungen im Lauf der Menschheitsgeschichte. Dies war das Heranwachsen des Zionismus, einer Bewegung, die die Rückkehr des jüdischen Volkes in das Land Israel unterstützte. Das zweite Ereignis war erstaunlich kurz, doch es verhalf der ersten Entwicklung und brachte sie zur ihrem Höhepunkt. Dies war der nationalsozialistische Holocaust. Die Vernichtung der europäischen Juden, welche das Gewissen der Welt erschütterte, hat indirekt drei Jahre später zu einer wundersamen Wiederbelebung geführt: Die Geburt des modernen Staates Israel und 1967 die Rückkehr Jerusalems in jüdische Hand nach 2000 Jahren. Viele Menschen sahen in diesen momentanen Ereignissen einen weiteren Beweis für Gottes Treue zu seinem Wort. Lange zuvor hatte Gott durch seine Propheten wie Jeremia oder Ezechiel versprochen, daß er die Kinder Israels in das Land, das er ihren Vätern verheißen hatte, zurückführen würde. Ob man dieser Deutung der Heiligen Schrift zustimmt oder nicht, der Holocaust und die Wiederherstellung Israels zwangen die christliche Welt, ihre theologische Position gegenüber dem Judentum und dem jüdischen Volk neu zu überdenken. Seitdem und besonders nach dem zweiten vatikanischen Konzil haben sich die jüdisch-christlichen Beziehungen immens verbessert.
Die dritte bemerkenswerte Entwicklung des zwanzigsten Jahrhunderts war die Entstehung der jüdisch-christlichen (auch messianisch-jüdische) Bewegung. Zum ersten Mal seit dem ersten Jahrhundert in der Geschichte der Kirche ist eine große Gemeinschaft jüdischer Gläubiger an Jesus in Israel und in den Nationen entstanden. Diese Bewegung wuchs beachtlich und insbesondere seit der Wiedervereinigung Jerusalems im Jahr 1967 spielt sie eine ernstzunehmende Rolle in Israel.
Der Ausblick für die heutige Zeit
Der Holocaust, die Wiedererstehung des jüdischen Staates im Land Israel und die Entstehung der Bewegung des Messianischen Judentums stellen die Kirche des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts vor ernstzunehmende neue Herausforderungen. „Katholiken für Israel“ wollen ein Forum schaffen, wo diese Fragestellungen und Herausforderungen angesprochen und diskutiert werden können.
Welche Probleme sind in der heutigen Zeit am bedeutesten?
- Das Problem des Antisemitismus in der Welt und sogar in der Kirche ist bei weitem noch nicht verschwunden. Die Kirche erklärte, daß "die Feindschaft und Verachtung zahlreicher Christen gegenüber Juden im Lauf der Geschichte eine traurige Tatsache sei und der Grund für eine tiefe Reue für Christen die sich bewußt sind, ...daß die Juden unsere vielgeliebten Brüder sind; in der Tat sind sie unsere 'älteren Brüder'" (EV 5.4). Die Kirche hält das Scheitern der Christen darin, 'unsere älteren Brüder' anzuerkennen und zu lieben für ein Vergehen das schwerwiegend genug ist, um einen "Appell an das Gewissen aller Christen heute" laut zu machen, daß ein 'Schritt der Buße (Tschuva)' erforderlich ist, der eine Anregung sein soll um die Bemühungen um eine 'Umwandlung durch die Erneuerung des Denkens' (Röm 12,2) sowie ein Aufruf zum Wachhalten der 'moralischen und religiösen Erinnerung' an das Leid. das den Juden zugefügt wurde. In diesem Bereich ist schon viel geschehen, aber dieses soll bestätigt und 'vertieft werden.' (EV 5.4). Wie können wir zu dieser Verstärkung und Vertiefung der Besorgnis der Kirche um die in der Vergangenheit an den Juden begangenen Sünden beitragen und einen erneuerten, tieferen Respekt für das Bundesvolk gewinnen? Wie können wir uns dem wachsenden Antisemitismus in der Welt entgegenstellen?
- Die Irrlehre vom Superzessionismus (Ersatztheologie) ist immer noch weit in der Kirche verbreitet. Gegen die offizielle Lehre der Kirche lehren und glauben immer noch viele Christen fälschlicher Weise, daß der erste Bund mit Israel durch Christus und die Kirche vollendet (erfüllt im Sinn von abgeschlossen) worden ist und daß es die einzige Aufgabe des jüdischen Volkes heutzutage ist, dem Judentum den Rücken zu kehren und sich zum Christentum zu bekehren. Wie können wir die besondere Berufung Israels bekräftigen und gleichzeitig der fortwährenden missionarischen Berufung der Kirche treu bleiben?
- Sehr oft gehen Ersatztheologie und Antisemitismus Hand in Hand mit Anti-Zionismus und irrationalen Anti-Israel Einstellungen. Alte Vorurteile sterben schwer. Diejenigen, die davon überzeugt waren, daß Gott das jüdische Volk für immer aufgegeben hat, wurden 1948 durch die Staatsgründung Israels und 1967 durch die Rückkehr Jerusalems in jüdische Hand überrascht. Anti-Zionisten streiten die Vorstellung, daß Gott seine Hand hinter der Rückkehr des Volkes Israel ins Land Israel gehabt hat trotz der Tatsache, daß dies eine der meistwiederholten Verheißungen der hebräischen Bibel ist, die auch im Neuen Testamen nie aufgegeben wurde, vehement ab. Oft bemühen sie weitschweifende Argumente um die Legitimität der Existenz des jüdischen Staates in Frage zu stellen wobei sie in vielen Fällen Israels Rolle im Nahostkonflikt verzerren und verteufeln. Gleichzeitig rechtfertigen sie den Hass, die Gewalt und die Angriffe, die gegen Israel von seinen Feinden gerichtet sind, welche sich seine Vernichtung geschworen haben. Hinzu kommt, daß es für viele palästinensische Christen, die im Heiligen Land selber unter dem israelisch-palä-stinensischen Konflikt gelitten haben, fast unmöglich geworden ist einen unvoreinge-nommenen, objektiven Zugang zu der theo-logischen Bedeutung des Landes Israel heute zu haben. Wenn die nationale Identität Vorrang vor dem christlichen Glauben bekommt, wird die Theologie unausweichlich durch die Politik getrübt. Die Politisierung der Kirche und die häufig verzerrte, gegen Israel gerichtete Darstellung der Lage der Kirche im Nahen Osten seitens einiger (palästinensischer) Kirchenführer ist heute eines der größten Probleme der Kirche im Heiligen Land. Wie können wir die Rückkehr der Juden in das Land, das ihnen und ihren Vorfahren von Gott in der Heiligen Schrift und der heiligen Tradition verheißen wurde annehmen und gleichzeitig um eine gerechte Regelung des Nahostkonfliktes für alle Bewohner des Heiligen Landes besorgt sein?
- Als Reaktion auf die historische Irrlehre der Ersatzlehre hat die umgekehrte Irrlehre, eine etwas modernere Häresie in der letzten Zeit, Einfluß auf einige bedeutende Positionen in der Kirche genommen: Diese Zwei-Bündnis-Lehre beruht auf der Irrvorstellung, daß die Juden sich schon in einem Bund mit Gott befinden und schon gerettet sind und deshalb der Erlösung durch den Glauben an Christus nicht mehr bedürfen. Als Folge hierzu haben viele Katholiken vergessen, daß das Evangelium "die Kraft der Erlösung für alle die glauben ist, zuerst für die Juden..." (Röm 1:16). So haben sie das Mandat der Kirche, die Frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden, aufgegeben oder vernachlässigt. Oft hört man, daß die Zahl der Christen im Nahen Osten drastisch sinkt. Die Tatsache, daß einige Kirchenvertreter vor Ort die Evangelisation von Nichtchristen (Juden und Moslems) bewußt vernachlässigen, wird aber nie angesprochen. Kann die Kirche Früchte bringen wenn einige ihrer Leiter das Kernstück ihrer Mission verraten? Wie können wir die Frohe Botschaft von der Erlösung in Sorgfalt, Respekt und Liebe mit Juden und Moslems teilen?
- Der Wachstum des messianischen Judentums bestätigt das Wirken des Heiligen Geistes: Höchstwahrscheinlich finden mehr Juden als je zuvor heute den Messias. Die messianischen Juden betonen oft, daß sie durch den Glauben an Jesus Juden bleiben und nicht zu Christen werden. Diese Haltung ist sicher zu einem Großteil legitim, denn wie wir gesehen haben ist es wichtig, daß Juden die zum Glauben an Jesus kommen ihre besondere Berufung als Söhne und Töchter Israels beibehalten. Aber solange sie außerhalb der Kirche bleiben, fehlt ihnen der Zugang zu einigen bedeutenden Gaben, die Christus seiner Kirche gegeben hat (siehe Warum Katholisch?). Wie kann die katholische Kirche einen "Raum" schaffen, wo Juden welche den Messias gefunden haben die Fülle seiner Gaben und vollen Segen empfangen können und sich gleichzeitig in einem echten jüdisch-katholischen Umfeld "zu Hause" fühlen, wo das jüdische Erbe und die jüdische Tradition ernstgenommen werden? Wie kann die katholische Kirche die Einhaltung der Thoragebote für Katholische Juden in Hinsicht auf die zunehmende Anzahl der Juden die zum Glauben an Jesus gekommen sind aber wünschen, einen Jüdischen Lebensstiel beizubehalten ermöglichen und fördern?
Siehe auch: Was meinen wir mit Katholiken “für Israel”?